Aktuelles
08.08.2022

Energie­wende-Hektik – was kommt auf unsere Natur zu?

Die sogenannte Energie­wende ist seit etlichen Jahren überall in unserer Landschaft sicht- und greifbar: Vor allem im windreichen Norddeutschland sind inzwi­schen ganze Landschaften mit der Wind-Energie­wende „zugestellt worden“ oder werden bald zugestellt werden, und auch Photo­voltaik– und Solar werden immer mehr zum prägenden Landschaftselement.

Für das energie­hungrige Indus­trie­zeit­alter wurden schon immer die erdenklich größten Opfer gebracht: Ganze Regionen wurden entwaldet (Holz), wegge­baggert (Kohle), vergiftet (Erdöl) oder verstrahlt (Atomenergie) – für Energie tun und taten wir nahezu alles!

Und so erleben wir seit etlichen Jahren einen neuen Schritt im Energie­ma­rathon der Neuzeit, der aller­dings, wie sich das heute gehört, natürlich mit einem exzel­lenten „Green­wa­shing“ versehen wird. „Grüne“ oder „erneu­erbare“ oder „klima­neu­trale“ Energie sind die neuen schicken Modewörter, die den neuen Energiestil ans neue Umwelt­be­wusstsein anpassen will – und deren Einfluss auf die Natur blumig schön preisen.

Haben wir uns an Windener­gie­an­lagen schon fast gewöhnt, ist es jetzt die flächen­fres­sende Sonnen­en­ergie, die unsere Landschaften nun erobert.

Dem Landver­pächter winken im Offenland 2000–4000 Euro/ha/Jahr an Pacht­ein­nahmen. Das sind Reinerlöse, die mit einer landwirt­schaft­lichen Nutzung in den wenigsten Fällen zu erzielen sind. Photo­vol­ta­ik­an­lagen und Solar­parks sind zwar keine „verti­kalen Landschafts­ver­braucher“ und kein „Blick- und Vogel­fänger“ wie Windkraft­an­lagen – dafür verbrauchen sie massiv Landschaft in der horizon­talen. Hunderte von Anlagen sind inzwi­schen reali­siert oder geplant, darunter sind z.T. auch schon etliche Großflächen von über 100ha – Wind- und auch Sonnen­en­ergie prägen damit inzwi­schen wie auch die Windenergie ganze Landschaften.

Unter den Sonnen­en­ergie-Anlagen kann sich zwar immer noch einiges an Klein­getier und an Grün halten, aber für größere Tiere wie Wildschweine, Rothirsche oder auch Kraniche und Gänse gehen durch diese Großan­lagen ganz Landschaften verloren – und überall in unserem Lande liegen bei den Kommunen und in den Rathäusern inzwi­schen hundert von weiteren Anträgen vor.

Dabei verstehe ich nicht: Solange noch ein einziges geeig­netes Dach (Privathäuser/Bürogebäude/Schulen/Industriekomplexe/Landwirtschaftsgebäude) nicht mit Photovoltaik/Solarpaneelen bedeckt ist – was haben diese „glänzenden Erfin­dungen“ vorher in der freien Landschaft verloren? Und wieso werden nicht alle größeren Parkplätze dieser Republik zuerst mit diesen energie­er­zeu­genden und gleich­zeitig schat­ten­spen­denden Anlagen versehen? Neben der Strom­erzeugung könnten wir dann nach dem Einkauf in schattige Autos steigen und womöglich auch gleich­zeitig das E‑Auto aufge­laden haben – das wäre doch mal was!

All diese Flächen (Dächer, Parkplätze etc.) sind schon versiegelt und schon nahezu vollständig für die Natur verloren – auf diesen Flächen wäre eine Energie-Wende-Anlage im wahrsten Sinne des Wortes ein wirklicher Mehrwert!

Aber Böden, die Nahrungs­mittel erzeugen, Wald tragen, Biodi­ver­sität generieren, mit ihrer wie auch immer gearteten Vegetation Sonnen­en­ergie in Leben umwandeln – mit ökolo­gi­schen und grünen Argumenten in „Silicium Wüsten“ verwandeln?

Bei der ganzen grünen Energie­wende aus Windenergie, Biogas und Sonnen­kol­lek­toren treiben wir bislang wohl teilweise leider den Teufel mit dem Beelzebub aus. Und dieser ganze partielle Irrsinn wird durch die aktuellen Probleme um die anderen Energie­träger nur noch zusätzlich befeuert.

Auch hier zeigt sich, wie an allen Ecken und Enden des sogenannten kulti­vierten Umgangs des Menschen mit Natur: „Die meisten Probleme entstehen dadurch, dass man nicht zu Ende denkt“.

Burkhard Stöcker

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