Untersuchung der Damwildpopulation im Kontext klimastabiler Waldentwicklung
Vor dem Hintergrund des anthropogen bedingten Klimawandels und der daraus resultierenden Erfordernis, Waldökosysteme in klimaresiliente Mischbestände umzustrukturieren, gewinnt die Diskussion um überhöhte Wildbestände zunehmend an Relevanz. Insbesondere werden Verbiss‑, Schäl- und Fegeschäden als maßgebliche Hemmnisse für eine erfolgreiche natürliche Waldverjüngung identifiziert. Zur objektiven Bewertung der durch Schalenwild verursachten Beeinträchtigungen dienen Monitoringmaßnahmen wie das Wildwirkungsmonitoring des Landes Mecklenburg- Vorpommern.
Stiftungsziel ist es, die Hege gesunder Wildbestände mit der Entwicklung und Erhaltung klimaresilienter Waldbestände und vielfältiger Lebensräume in Einklang zu bringen.


Im Stiftungsrevier stellt das Damwild (Dama dama) die dominierende Schalenwildart dar. Zur Abschätzung der Populationsgröße unterstützt die Stiftung Wald und Wild im Jahr 2025 eine Masterarbeit an der Technischen Universität Dresden. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Erhebung wurden im Untersuchungsgebiet – bestehend aus dem Stiftungsrevier sowie einem angrenzenden privaten Forstbetrieb – insgesamt 100 Damkälber mittels gelber, nummerierter Ohrmarken der Firma PrimaFlex individuell markiert.
Die Markierung erfolgte während der Setzzeit des Damwildes im Zeitraum vom 7. bis 27. Juni 2025. Hierbei kamen Wärmebilddrohnen zum Einsatz, um die Kälber an ihren Setzplätzen im Wald und auf Acker- und Wiesenflächen aufzuspüren.
Das Geschlechterverhältnis der markierten Kälber war mit 62 % weiblichen und 38 % männlichen Tieren deutlich unausgeglichen. Hinsichtlich der Fellfärbung wiesen 86 Individuen die für Damwild typische wildfarbene Pigmentierung auf, während 12 Tiere eine schwarze und zwei Tiere eine weiße Fellfärbung zeigten – letztere gelten in Deutschland als außergewöhnlich seltene Phänotypen.


Zur Nachverfolgung der markierten Tiere und zur Erhebung weiterer populationsökologischer Daten werden in den Folgemonaten mehr als 30 Wildkameras an bevorzugt frequentierten Wechseln des Damwildes eingesetzt. Ziel dieser Maßnahme ist es, Informationen über den Verbleib der markierten Kälber und deren zahlenmäßigen Anteil in bestehende Rudelstrukturen zu gewinnen.
Die Auswertung der erhobenen Bilddaten, die mehrere Tausend Aufnahmen umfassen wird, ist für September 2025 vorgesehen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse soll mittels Hochrechnung eine belastbare Schätzung der Damwildpopulation im Untersuchungsgebiet erfolgen.
Auch in den Folgejahren dieses Projekts besteht die Möglichkeit, weitere populationsbiologische Daten zu den markierten Individuen zu erheben. Aufgrund der dauerhaften Markierung der Tiere lassen sich langfristige Aussagen zu ihrer Lebensraumnutzung und ihrem Verhalten treffen. Die Stiftung Wald und Wild wird fortlaufend über den Projektverlauf berichten und ausgewähltes Bildmaterial der markierten Kälber über ihre Kommunikationskanäle öffentlich zugänglich machen.
Richard Voshage
B.Sc. Forstwissenschaften