Aktuelles
Foto: Burkhard Stöcker
29.03.2021

Ist die Dürre überstanden?

Gigan­tische Schnee­massen in den Bergre­gionen, Hochwas­ser­fluten noch vor der eigent­lichen Frühjahrs­schmelze – das waren Medien­er­eig­nisse des vergan­genen Winters! 

Na, da ist ja wohl jetzt „die Kuh weitgehend vom Eis“ denkt man sich so – in Bezug auf die Dürre der vergan­genen Jahre.

Nur leider ist das „rein subjektive Empfinden optischer Wasser­mengen“ kein wirklich brauch­barer Indikator für die tatsäch­liche Situation im Boden. Werfen wir daher einmal einen Blick auf die schnöden aktuellen Daten des sogenannten „Dürre­mo­nitors“ des Helmholtz Umwelt­zen­trums in Leipzig.

Dürre­si­tuation im Oberboden bis in 25cm Tiefe – besorgniserregend

Hier zeigt sich die Situation noch weitgehend „entspannt“: „Nur“ auf ca. 50% der Fläche Deutsch­lands haben wir eine moderate Dürre oder es ist ungewöhnlich trocken. Dabei zeigt sich die südliche Hälfte Deutsch­lands deutlich stärker betroffen als der Norden. Oberflächlich betrachtet ist die Situation im Oberboden daher „moderat dramatisch“.

Dürre­si­tuation im Oberboden bis in 180cm Tiefe – katastrophal!

Hier ist das Ausmaß der Trocken­zeiten der vergan­genen Jahre in aller Deutlichkeit sichtbar: „Befalls frei“ sprich: Eine ausrei­chende Wassers­sät­tigung bis in eine Tiefe von 180cm haben Teile Ostfries­lands, Teile der Eifel, des Thüringer Waldes und des Erzge­birges – bei weitem keine 10% unseres Landes!

In weiten Teilen des südlichen Nieder­sachsen, großen Teilen Sachsen- Anhalts und Branden­burgs, Teilen Nordhessen und Nordbayerns haben wir extreme bis außer­ge­wöhn­liche Dürre! Fast ganz Deutschland leidet unter einer moderaten bis schweren Dürre! 

Dr. Marx, einer der Dürre­ex­perten vom Helmholtz Umwelt­zentrum in Leipzig zur aktuellen Situation: „Der Gesamt­bo­den­zu­stand kann ohne weiteres sehr trocken sein, obwohl die Oberfläche matschig ist und Pfützen an der Oberfläche stehen. Da Wasser sich insbe­sondere bei trockenen Boden­schichten sehr langsam nach unten bewegt, wird, um den Gesamt­boden wieder aufzu­füllen, eine mindestens mehrwö­chige nasse Phase benötigt mit anhal­tendem Nieder­schlag bei Plusgraden.“

Wir brauchen also Wasser, Wasser, Wasser!

Wasser – die allseits verfügbare Industrieressource?

Ein wunder­bares Beispiel für den „aktuell angepassten“ Umgang mit Wasser ist Teslas neue Fabrik in Grünheide bei Berlin, mitten im „märki­schen Sand“. Auch im Hinblick auf Wasser ist sie „auf Sand gebaut“: Der örtliche Wasser­ver­sorger macht sich jetzt schon Gedanken wie er aus dem kargen märki­schen Sand all das Wasser für die Produktion der E‑Autos von Herrn Musk „heraus­pressen“ soll. Ein neues Wasserwerk ist schon in Planung, um den gigan­ti­schen neuen Wasser­ver­brauch des Werkes zu befrie­digen. Schauen wir einmal was der Wald im Einzugs­be­reich des neuen Wasser­werkes zukünftig zum Wasser­bedarf von „Elons E‑Autos“ so sagen wird. Wir wissen ja was der Wasser­mangel der vergan­genen Jahre mit so manchem Wald angestellt hat…

Herr Musk äußerte sich zum Wasser­bedarf seines Werkes nur sinngemäß mit den schlichten Worten „hier würden ja überall Bäume wachsen, also würde es wohl auch ausrei­chend Wasser geben“. 

Wasser – das zu bestau­nende Wunder!

Es gibt eine schöne Geschichte, von der ich nicht mehr weiß, wann und wo ich sie gehört habe. Sie muss im vorletzten Jahrhundert gespielt haben: Bewohner der zentralen Wüsten­re­gionen Nordafrikas waren zu Besuch in Mittel­europa und auf einer Wanderung durch die Berge kamen sie an einem Wasserfall vorüber. Staunend verharrten die Wüsten­men­schen. Der Führer wollte weiter – aber sie weigerten sich. Als er fragte, weshalb sie denn verweilen wollten, antwor­teten sie: „Wir wollen warten, bis es aufhört“. Erst auf seine Antwort, dass dieser Wasserfall schon seit hunderten von Jahren fließe und seine Beteuerung, dass dieser stete Wasser­fluss auch gewiss in den kommenden Jahren nicht aufhören würde – bewegt sie schließlich zum Weitergehen. 

Es wäre sehr zu wünschen, dass uns die Trockenheit der vergan­genen Jahre ein wenig Demut und Bewun­derung für das „zentralste aller Lebens­eli­xiere“ lehrt. Wir müssen uns stets bewusst sein, dass ohne Wasser nichts läuft – rein gar nichts: weder unser Kaffee noch unsere Dusche, weder Spül- noch Wasch­ma­schine, weder gewerb­liche noch indus­trielle Produktion – ganz zu schweigen von all jenem alltäg­lichen Brot, dass ohne Wasser nirgends, nimmer wächst!

Von der Selbst­ver­ständ­lichkeit zur Kostbarkeit?

Konti­nu­ierlich verfüg­bares Wasser ist für die westliche, indus­trielle Menta­lität seit Genera­tionen nichts weiter als eine schlichte Selbst­ver­ständ­lichkeit. Eine Selbst­ver­ständ­lichkeit die aber mögli­cher­weise zukünftig (oder schon jetzt) zur Kostbarkeit mutieren könnte.

Wir werden bezüglich des Wassers wohl umdenken und umhandeln müssen – Wasser ist die wertvollste Ressource, die wir haben! 

Und am Umgang mit Wasser – wie mit Wald und Boden – beweist sich u.a. ganz gewiss die Nachhal­tigkeit einer Kultur!

Burkhard Stöcker

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