Aktuelles
08.11.2021

Jäger des Lichts – Jäger der Lichtungen

Jüngst fiel mir eine Broschüre des Landes­be­trieb Forst Bayern in die Hände: „Waldjäger“ war der klang­volle Name. Dort wird in stimmungs­vollen Bildern der aufop­fe­rungs­vollen Tätigkeit der den Wald vor verbei­ßenden wilden Tieren rettenden Waid-Helden gedacht. Der Waldjäger ist dort der ehren­volle Jäger, der Waldretter, der Förster­jäger – der „echte Jäger“. 

„Lichtungs­jäger“ – Freizeitheinis?

Die dahinter verborgene Antithese disqua­li­fi­ziert den Offen­land­jäger schon mal per se als zweck­freien Hobby­isten. Der Jäger an und auf der Lichtung ist der lustvoll genie­ßende Freizeitheini, der den waldwelt­ret­tenden Ernst des Jagens (noch!) nicht begriffen hat oder ihn gar (von licht­lie­bendem Hedonismus zutiefst beseelt…) ablehnt.

Das klingt sinnvoll und gut: Im Wald jagen und das Offenland den wilden Tieren „schenken“ (zumindest dem verbei­ßenden Schalenwild, mit den Sauen sieht das gewiss diffe­ren­zierter aus) – und so gleich­zeitig den Wald als Baumle­bensraum retten und das oft natur­schutz­wert­volle Offenland durch das dann dort unbehelligt verbei­ßende Wild vor dem Zuwachsen durch eben diese Bäume. Wir sagen dem Wild dann auch über unsere Jagd: Wald pfui, Offenland hui. Schöne Idee und kommt der Evolution unserer zu bejagenden Großsäuger auch prinzi­piell durchaus entgegen: Im Offenland wächst all das leckere Futter stets bodennah und nicht primär in den Baumkronen, wie im Wald. Und das bisschen was dann an Verjüngung am Waldboden keimt soll gefäl­ligst in Ruhe gelassen werden und zu forstlich relevanten Nutzhölzern aufwachsen. So weit so gut.

Nicht nur das Wild auch wir sind – Offenlandjäger!

Nur kommt diese Idee des lichtungs­scheuen und walddunklen Jagens der Evolution eines weiteren entschei­denden Großsäugers in diesem Spiel leider nicht entgegen, nämlich unserer: Auch wir sind Lichtungs­jäger, auch wir sind Licht-jäger. Wir wollen prinzi­piell nämlich (auch im Wald!) eher „an der Lichtung hocken“ und nicht „im tieftief­dunklen Tann“. Ich will „im Lichte sein“, also will ich meist auch im Licht jagen. Genauso wie ich möglichst nicht „unter Tage arbeiten“ will, will ich zumeist nicht „unter Tage jagen“!

Jagen in Licht und Zwielicht

Immer wieder ist es aber nicht nur das schlichte volle Licht, sondern zumeist sogar eher das besondere Licht, das mich hinaus­zieht: Licht in all seinen verschie­denen Schat­tie­rungen macht einen ganz großen Teil der Faszi­nation meines Jagens aus. 

Vom Dunkel des Waldes ins Licht der Savanne

Vielleicht ist es auch bei uns ein bisschen so, dass wir durch das Hinaus­gehen aus dem Dunkel des Waldes in das Licht des Offen­landes auch unsere mensch­liche Evolution „nachspielen“: Vom Herab­steigen aus den Baumkronen und dem Wald in die offenen Savanne – vom im Geäst turnenden Waldbe­wohner zum aufrecht gehenden Savannenmensch.

Bei jeder schlichten Waldwan­derung durch­leben wir es nahezu immer: Sobald wir eine Lichtung betreten oder den Rand des Waldes – wollen wir schauen, rasten, verweilen. Wir haben den dunklen, drückenden Wald hinter uns gelassen – und nun atmen wir tief durch und auf.

Immer wieder merken wir: Der Wald ist schön und beruhigend, aber unser Wohlfühlsein ist stets doch eher verbunden mit dem weiten Blick, dem offenen Horizont, dem „Land der offenen Fernen“ wie bspw. die wunder­schöne eher waldarme Hohe Rhön so treffend genannt wird.

Wir sind Kinder, Menschen, Jäger des Lichts und ich möchte mir (Sachar­gu­mente hin oder her) auch zuweilen jenes „licht­volle Jagen“ nicht und nimmer nehmen lassen.

Burkhard Stöcker

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