Ein fan(g)tastischer Jahresrückblick
Vor genau einem Jahr haben wir, die Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern, in unserem Gutswald begonnen Maßnahmen und bauliche Einrichtungen für ein aktives Prädatorenmanagment zu installieren.
Dem Aufbau der Kunstbaue ist bereits der Beitrag „Ein ausgefuchstes System“ gewidmet worden. Hierzu können wir nach der ersten Saison nur ein kurzes Statement geben. Aus den Kunstbauten konnten in Summe sieben Füchse gesprengt werden. Hierbei handelte es sich um vier Rüden und drei Fähen, die jeweils alleine auf dem Bau gelegen haben. Wir haben im Revier zwei verschiedene Aufbauweisen gewählt. Aus dem System mit zwei Kesseln und einem Ausgang sprang nur eine Fähe. Die restlichen Füchse lagen auf Kunstbauten mit zwei Ausgängen und einem Kessel. Dies soll aber nur als erster Eindruck dienen, eine verlässliche Aussage lässt sich hier sicher erst nach ein paar Jahren treffen.
Fangsystemen im Einsatz
Wir haben uns für zwei verschiedene Fallentypen der Firma Krefelder Fuchsfalle entschieden. Einerseits die klassische Krefelder Fuchsfalle als Betonrohrfalle mit Wippenauslösung an einem festen Fangplatz für den ständigen Einsatz und die Waschbärfalle für den Einsatz als mobile Kastenfalle an mehreren Standorten.
Aufgrund der hohen Raubwilddichte in unserem Revier haben wir uns im ersten Jahr dazu entschlossen, erst mit dem Einsetzen der Balgreife mit der Fangjagd zu beginnen. Somit konnten knappe vier Monate Fangjagd mit elf Fallen auf 727 ha Revierfläche ausgewertet.
Mit fast 50 % Anteil an der Fangjagdstrecke dominiert der Waschbär deutlich das Ergebnis. Der Rotfuchs fügt sich mit guten 25 % an. Die verbleibenden 25 % teilen sich marderartiges Raubwild und Nutria.
Besonders spannend an der Waschbärstrecke ist die extrem hohe Zahl an Rüden. Diese machen mit 41 Individuen den Großteil aus. Hierbei überwiegt der Anteil der adulten Rüden leicht. Beim Rotfuchs und Dachs ist es hingegen komplett ausgeglichen.
Als Köder wurden Trockenobst, Niederwildgescheide und Räucherfisch verwendet. Nach frischer Beköderung kam es in der direkten Folgenacht zu mehrfach Fängen. In der darauffolgenden Nacht, häuften sich diese allerdings nicht.
Die Krefelder Fuchsfalle wurde an allen sieben Standorten in Randstrukturen unserer Kulturlandschaft etabliert. Hier haben wir beispielsweise natürliche Erhöhungen, Wälle, Hecken oder andere Grenzlinien angenommen. Diese werden vom Raubwild stark frequentiert, sodass wir hier mit guten Fangerfolgen rechnen konnten. Die Krefelder Fuchsfallen konnten mit 61 gefangenen Stück Raubwild, im Schnitt knapp 8,7 Stück Raubwild, pro Falle einen wesentlichen Teil unserer Raubwildstrecke beisteuern.
Für den mobilen Einsatz haben wir mehrere kleine Brücken im Revier über Gräben platziert, sodass wir hier immer wieder mit den Kastenfallen auf diesen Brücken fangen können. Gerade invasive Arten wie Waschbär und Nutria nehmen diese sehr gerne an. Die Krefelder Waschbärfalle ist extra für den Fang dieser invasiven Räuber konzipiert worden und besitzt ein Stellrad zum fängisch stellen, welches eine einhändige Bedienung ermöglicht. Nebenbei dient es als Klappensicherung und verhindert somit Fehlfänge. In den vier mobilen Waschbärfallen hat Sie Ihrem Namen alle Ehre gemacht und es haben sich in der zurückliegenden Fangsaison 27 Waschbären, 6 Nutria, 2 Rotfüchse, 2 Iltisse und 1 Mink gefangen. Mit im Schnitt 9,5 Fängen pro Falle hat sich dieses System mehr als bewährt.
Zahlenspiele rund um das Raubwild
Die Durchschnittsgewichte liegen bei den Waschbären bei 6,27 kg und Rotfüchsen und 6,45 kg wobei der Rüde bei beiden Wildarten im Schnitt 0,5 kg schwerer ist als die Fähe. Der Dachs wiegt im Durschnitt 9,59 kg auch hier ist der Rüde im Schnitt ca. 2 kg schwerer als die Fähe. Über die Jahre werden hier die Zahlen und Ergebnisse präziser werden. Weiterhin wurde keine Falle wirklich gemieden, die fängigsten Fallen waren eine Waschbärfalle mit 14 Fänge und eine Krefelder Betonrohrfalle mit 13 Fängen. Auch die am schlechsten frequentierte Falle bracht trotzallem vier Stücke Haarraubwild auf die Strecke.
Wer geht wann in die Falle?
Ein deutlich zu erkennender Trend zeichnet sich ebenfalls ab, was die Aktivität des Raubwildes in der Nacht angeht. So wurden dreiviertel der Waschbären in der zweiten Nachthälfte gefangen wohin gegen z. B. der Dachs fast immer in der ersten Nachthälfte in die Falle geht. Der Rotfuchs wurde in den Stunden kurz nach und kurz vor Sonnenuntergang gefangen. Die anderen Marderartigen hingegen fingen sich zu meist mitten in der Nacht.
Mit 91 Stücken Haarraubwild machte die Fallenjagd etwas mehr als 80 % unserer Gesamtraubwildstrecke aus und ist in keinem Fall aus dem Revier und dem aktiven Artenschutz wegzudenken. Gerade im Bereich der Neozonenbejagung ist sie ein probates Mittel, wenn man bedenkt, dass die Waschbärstrecke im vergangenen Jagdjahr zu 100 % mit der Falle erzielt worden ist. In diesem Sinne lassen wir Schwarzstorch, Feldlerche und Kiebitz nicht hängen und werden unser Projekt mit Engagement vorantreiben und hoffen wir konnten Ihnen mit diesem kleinen Jahresrückblick ein Stück Praxis aus dem Revier näherbringen.
Viel Erfolg für das kommende Jagdjahr und vergessen Sie nicht: Vor schöner wohnen kommt nicht gefressen werden.
RJM Hans-Kristian Sierk